Lesung mit Marina Frenk: „ewig her und gar nicht wahr“
Die Autorin und Schauspielerin Marina Frenk las aus ihrem Debütroman, in dem eine jüdische Familien- und Migrationsgeschichte erzählt wird. Es geht in dem beeindruckenden Erstling aber auch um Künstlertum, Liebe und Elternschaft. Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr. Luisa Banki, Bergische Universität Wuppertal.
Kann man sich totstellen, um der sicheren Erschießung zu entkommen? Einen Fluch unschädlich machen, indem man die Tür verriegelt? Den Abschied vergessen und Gefühle auf Leinwand bannen? Kira erzählt ihre Familiengeschichte. Eine Geschichte von Aufbrüchen und Verwandlungen, von Krokodilen und Papierdrachen.
Die junge Künstlerin Kira lebt mit Marc und dem gemeinsamen Sohn Karl in Berlin. Sie gibt Malkurse für Kinder, hat lange nicht ausgestellt, lange nichts gemalt – und zweifelt. Ihre Beziehung zu Marc ist sprach- und berührungslos. Ihre leicht verrückte Freundin Nele fragt manches, versteht viel und lacht gern, während Kira glaubt, in die Zukunft zu sehen und die Vergangenheit zu erfinden.
In den neunziger Jahren ist sie mit ihren Eltern aus Moldawien nach Deutschland gezogen, irgendwo angekommen ist aber keiner in ihrer russisch-jüdischen Familie. Kira betrachtet nicht nur das eigene Leben, mitunter zynisch und distanziert, sondern auch das ihrer Vorfahren, die sie teilweise nur von Fotos kennt. Sie reist nach New York, Israel und Moldawien, versucht, die Geschichten zu begreifen und in ihren großformatigen Bildern zu verarbeiten.
Marina Frenk findet eine frische, bilderreiche und sehr körperliche Sprache. Ihr eindrückliches, raffiniert gebautes Debüt ist ein Buch über Familie und Herkunft, über Eltern- und Kindschaft. Es ist ein heutiger Künstlerinnenroman und vor allem auch der Roman einer Liebe.
Kurzbiographie Marina Frenk:
Marina Frenk wurde 1986 in Moldawien geboren und lebt seit 1993 in Deutschland. Sie ist Schauspielerin und Musikerin, unter anderem am Schauspiel Köln, am Maxim Gorki Theater und am Schauspielhaus Bochum. 2016 erhielt sie zusammen mit Sibylle Berg den 65. Hörspielpreis der Kriegsblinden für „Und jetzt: die Welt!“. Ihr Hörspiel „Jenseits der Kastanien“ wurde mit dem Europäischen CIVIS Radiopreis 2017 ausgezeichnet.
Kurzbiographie Dr. Luisa Banki:
Dr. Luisa Banki ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Allgemeinen Literaturwissenschaft und Neueren deutschen Literaturgeschichte an der Bergischen Universität Wuppertal. Sie forscht u.a. zur deutschsprachigen jüdischen Gegenwartsliteratur und leitet das DFG-Netzwerk „3G. Positionen der dritten Generation nach Zweitem Weltkrieg und Shoah in Literatur und Künsten der Gegenwart“.
Pressestimmen:
„Der Roman ist auch ein jüdischer Familienroman. Mehr aber noch mehr ist er ein Künstler- und Identitätsroman.“
Wie Marina Frenk (…) in ihrem Buch diese verschiedenen Themen – Herkunft, Künstlertum, Liebe, Elternschaft und Depression – sprachlich elegant und kompositorisch geschickt miteinander verwebt, ist beeindruckend.“
Neues Deutschland, Guido Speckmann, 10.03.2020
„Fremd bleiben und ankommen, die Traumata der Herkunftsgeschichte heilen und bewahren, in Kunst verwandeln und in Taten in der Wirklichkeit. Ankunft - das wäre Verrat, Langeweile, Stillstand, Lüge - und das Gegenteil von Kunst.“
Volker Weidermann, Der Spiegel, 30.01.2020
„Ein schönes, bewegendes Debüt.“
Ijoma Mangold, DIE ZEIT, 12.3.2020
„Marina Frenk wurde 1986 noch in der Sowjetunion geboren und wuchs im Ruhrpott auf. Heute schreibt die darüber, was ihr Herkunft und Identität bedeuten.“
Leander F. Badura, Der Freitag, 05.03.2020
„Es ist ein hochaktuelles Buch über die Heimatsuche, das Migration mutig als Nichtankommen behandelt und trotzdem nicht in die Hoffnungslosigkeit versinkt.“
Oliver Jungen, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.03.2020
BESONDERER HINWEIS: Bitte beachten Sie die derzeitigen Vorgaben zum Infektionsschutz. Voraussetzung für eine Teilnahme an der Lesung ist ein Nachweis über eine negative Testung vonseiten einer offiziellen Teststelle, eine vollständig abgeschlossene COVID-19-Impfung (zwei Wochen nach der zweiten Impfung) oder über die Genesung (GGG-Regeln) mit Vorlage des Personalausweises. Überdies sind Abstandsregeln einzuhalten sowie eigene Masken (FFP2-Maske oder medizinische Maske) mitzubringen. Die Maske ist bei Betreten und Umhergehen im Raum zu tragen, am Sitzplatz kann die Maske abgenommen werden. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir Ihre Daten ausschließlich zur einfachen Rückverfolgbarkeit aufnehmen und nach vier Wochen vernichten.
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In Kooperation mit: Ökumenisches Begegnungscafé Himmel un Ääd, Pfarrgemeinde Herz Jesu in Schildgen