Rundgang: Jüdisches Leben in Zündorf
In diesem Rundgang durch das nahe Zündorf haben wir uns auf Spurensuche nach jüdischem Leben auf ehemaligem Gebiet des Rheinisch-Bergischen Kreises begeben.
Jahrhundertelang besaßen die Grafen und Herzöge von Berg das rechtsrheinische (Nieder)Zündorf, bestanden starke Beziehungen zum südlichen bergischen Raum um Lindlar. 1815 kamen die Preußen an den Rhein, wurde Zündorf dem Kreis Mülheim zugeschlagen. Die Stadt Mülheim war ebenfalls über viele Generationen ein bergisches Handelszentrum und neben Zündorf und Hitorf einer der drei wichtigen Rheinhäfen. Erst 1932 entstand – aus den alten Kreisen Mülheim und Wipperfürth – der Rheinisch-Bergische Kreis mit Bergisch Gladbach als Kreisstadt. Porz und Zündorf wurden ihm zugeordnet. Und so ist es legitim, dass das Kulturamt des Rheinisch-Bergischen Kreises auch der jüdischen Gemeinde des heutigen Kölner Stadtteils innerhalb des diesjährigen XIV. FORUM OSTWEST einen Beitrag widmete.
Wann kamen die ersten Juden nach Zündorf? Sicher nachweisen lassen sich Juden in Zündorf ab 1708. Es ist aber anzunehmen, dass sich Juden schon vor 1700 als Händler und Kaufleute an diesem für das Herzogtum Berg wichtigen Warenumschlagplatz niedergelassen haben. Die heutige Freizeitinsel Groov und der dahinter liegende Rheinarm boten einen natürlichen Hafen, dessen Bedeutung erst durch die Aufhebung des Kölner Stapels 1831 seine Funktion verlor. Hinweise auf die jüdischen Mitbürger Zündorfs finden sich so neben anderen Stellen noch am Marktplatz.
In der Bürgermeisterei Wahn, zu der Zündorf gehörte, lebten um 1830 vierzig Juden (von 2527 Einwohnern). Ursprünglich orientierten sich die Juden Zündorfs nach Mülheim, begraben wurden sie auf dem Friedhof in Deutz. Sie waren Pferde- und Viehhändler, Metzger, kleine Handwerker und Händler. Schon im 18. Jh. besaßen die Zündorfer Juden ein eigenes Bethaus und die Spezial-Synagogengemeinde Zündorf ging 1853 aus der Mülheimer Synagogengemeinde hervor. In der zweiten Hälfte des 19. Jh. wurde der Betsaal zu klein und 1880 ein Synagogenneubau in Angriff genommen, der 1882 fertiggestellt war. Um 1920 bemühte sich die Gemeinde um die Anlage eines eigenen Friedhofs in Zündorf. Die Lebensbedingungen und Repressionen in der NS-Zeit führte jedoch dazu, dass die bereits dezimierte jüdische Gemeinde ihre Synagoge 1938 veräußerte. 1942 verlor die Synagogengemeinde ihre Rechtsfähigkeit und der Friedhof sollte auf die Gemeinde Porz übertragen werden. Diese Eigentumsübertragung unterblieb jedoch, sodass der Friedhof nicht auf die seit 1953 wieder errichtete Synagogengemeinde Köln rückübertragen werden musste. Die Pflege des Friedhofs übernahm zunächst die Stadt Porz und ist nunmehr die Aufgabe der Stadt Köln. Bis heute gibt es keine neue Synagogengemeinde in Zündorf, jedoch ein Begegnungszentrum der Synagogengemeinde Köln in Porz als Angebot für jüdische Migranten.
Kurzbiografie:
Gabriele Emrich M.A., Historikerin, Studium der Geschichte, Kunstgeschichte und Bibliothekswissenschaften an der Universität Köln, als freie Historikerin tätig für das Kulturamt des Rheinisch-Bergischen Kreises, Veröffentlichungen u.a. zur Regionalgeschichte des Bergischen Landes.
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