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Krzysztof Meyer über sein Klaviertrio von 1980
Das Klaviertrio habe ich im Jahre 1980 komponiert. Die fünf Sätze des Trios sind im Gestus kontrastierenden angelegt. Die Harmonik ist zwar nicht tonal, doch mit wechselnden Bezugspunkten, häufig springenden oder parallel laufenden mehreren Zentraltönen. Der erste Satz verknappt das klassische Vorbild des sonatenartigen Kopfsatzes zu einer gedrängten Exposition mit durchführungsartigen Passagen; ein Signal aus vier Akkorden eine vorwärtsstürmende Triolenbewegung, ein hier unisono angestimmtes Motiv aus aufsteigender Quart, kleiner Sekunde und Quinte - das sind die charakteristischen Merkmale.
Ein langer langsamer Satz schließt sich an; das Cello intoniert eine Variante des zuletzt erwähnet Motivs, durch "sul ponticello" - Spiel klanglich zugespitzt. Akkordballungen des Klaviers, in denen oft der Ton C dominiert, werden von den Streichern umspielt, nach einem bewegten Mittelteil folgt eine verkürzte Rekapitulation, und auch die Glocken verhallen am Schluss, wie im Nichts.
Der 3. Satz ist ein durch Pizzicato-Spiel charakteristisches Scherzo, welches sich aber unerwartet dramatisch steigert und, erlösend mit den Akkordmotiv des ersten Satzes schließt.
Wie ein Capriccio klingt der 4. Satz; Sechzehntel-Arpeggien des Klaviers, beide Hände gegeneinander, kehren Rondo artig wieder.
Der 5. und letzte Satz ist eine Passacaglia. Er hebt mit einer Variante des Cello-Themas aus dem 2.Satz an, entwickelt sich in langen Steigerungen zu einer Art Trauermarsch und dazu auch einer Rekapitulation des gesamtes Werkes: das Akkordmotiv vom Beginn wird ebenso aufgegriffen wie das erwähnte Glockenmotiv. Das Trio schließt im dreifachen piano.
Deutlich ist das auch zeitliche Überwicht der langsamen Sätze (nr.2 und 5), durchgehend ist C als tonales Zentrum präsent, von dem sich die Instrumente in hastigen Figurationen entfernen, dem sie sich aber im kantablen Niedersinken wieder annähern.
Krzysztof Meyer, 19.02.2013
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