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FORUM OSTWEST 2000 – Karl Feldkamp
Beim FORUM OSTWEST 1998 wurde ein eigentlich heikles Problem thematisiert: Die Vertreibung der Deutschen aus den polnischen Gebieten. Für viele Heimatvertriebene immer noch ein schmerzhafter Gedanke.
Deshalb war es ein Experiment, den polnischen Schriftsteller Stefan Chwin zum Forum einzuladen, der seinen Roman „Tod in Danzig“ (polnischer Titel: Hanemann) vorstellte.
Der Bergisch Gladbacher Schriftsteller und Lyriker Karl Feldkamp, der heute in Engelskirchen lebt, moderierte die Lesung.
Feldkamp erinnert sich noch gut an die gespannte Stimmung im Saal.
Schließlich hatte Chwin mit diesem erfolgreichen Roman ein Thema aufgegriffen, über das man über 50 Jahre nach Kriegsende einfach nicht mehr sprach. Sein Roman „Tod in Danzig“ war ein doppelter Tabubruch: Es war in Polen nicht selbstverständlich, sich mit der Vertreibung der Deutschen auseinander zu setzen. Chwin hat dieses Thema ernst genommen, die Konflikte um die polnischen und die deutschen Vertreibungen aufgegriffen.
„Es war heikel, denn es waren auch Deutsche, die aus Danzig stammten dabei“, erinnert sich Karl Feldkamp. Chwins Roman handelt von einem polnischen Ehepaar, dem eine Wohnung zugewiesen worden war, aus der Deutsche gerade vertrieben worden waren.
„Das Essen stand noch auf dem Tisch“, zitiert Feldkamp aus dem Buch, das Chwin damals auf polnisch vortrug. So konnten sich die Zuhörer ganz auf die polnische Sprachmelodie einladen, bevor jede Zeile auf deutsch übersetzt wurde. Doch die Handlung bekam eine versöhnliche Note: Jene polnische Familie, die in die Wohnung der Deutschen einzog, war selber gerade aus den von der Sowjetunion annektierten Gebieten vertrieben worden.
„Es hätte zu einer Konfrontation kommen können – wir wussten nicht, wie das Publikum reagieren würde“, erinnert sich Feldkamp an die Lesung. „Doch besonders den Heimatvertriebenen wurde plötzlich klar, dass auch die polnische Familie zu den Vertriebenen gehörte – sie konnten nichts dafür.“
Durch die persönliche Begegnung mit dem polnischen Schriftsteller hätten, so Feldkamp, die Zuhörer ein Gespür dafür bekommen, wie die jeweils andere Seite reagiere und empfinde. „Das gegenseitige Verständnis könnte der Auslöser für die Aussöhnung gewesen sein“, erinnert sich der Schriftsteller. „Und dies ist auch die Besonderheit von Chwins Roman.“ Er ist überzeugt, dass der Ansatz des FORUMS OSTWEST des gegenseitigen Versöhnens und Kennenlernens bei dieser Veranstaltung gut umgesetzt wurde.
Karl Feldkamp, der die Lesung moderierte, konnte sich mit Stefan Chwin auf englisch verständigen. Der Roman „Tod in Danzig“ bedeutete für den polnischen Schriftsteller der Beginn einer erfolgreichen internationalen Karriere.
Karl Feldkamp beteiligte sich nach mehrmals bei FORUM als Gesprächspartner und Moderator. 2000 war Polen Gastland der Frankfurter Buchmesse: Maria Nurowska, Dorota Terakowska und Slawomir Mrozek besuchten Bergisch Gladbach.
2004 veranstaltete das Land NRW "Erklär mir die Beitrittsländer" der EU. Durch die FOW-Veranstaltungen "extra" entstand der Kontakt zu Jachim Topol aus Prag und Michal Hvorecky aus Bratislawa.
Bei FORUM OSTWEST 2005 und 2007 war der slowakische Autor Hvorecky mit Workshops und Lesungen zu Gast. Mit ihm ist er heute noch im Kontakt.
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