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von Renate Hofmann
Bergisch Gladbach- Unterirdisch wächst die Wurzel weiter und
lässt ab und zu Triebe ans Tageslicht treten - "Rhizom"
heißt ein solches Geflecht der Botanik. Es war Vorbild und Namengeber
für ein Projekt, das aus dem Forum Ost & West (FOW) 1996
hervorgegangen ist, und seither immer wieder in Ausstellungen sein
Fortbestehen bezeugte. Einen vorläufigen Höhepunkt setzt
jetzt eine Werkschau in der Villa Zanders, in der sechs Künstlerpaare
aus Deutschland und Polen das Ergebnis ihrer Zusammenarbeit präsentieren.
Gefunden hatten sich die sechs Duos dabei weniger über den persönlichen
Kontakt. Nach dem Forum 1996, das unter dem Motto "Zeitweise
öffentlich" und ganz im Zeichen der bildenden Kunst stand,
waren Dreh- und Angelpunkt erst einmal die Arbeiten: Kataloge wechselten
die Besitzer bevor die Paare sich endlich fanden. Gegenseitige Besuche
förderten nicht nur das Verständnis, sondern schufen auch
Freundschaften und intensiven künstlerischen Austausch. Fünf
Räume im zweiten Sock der Villa sind den Paaren nun vorbehalten,
wobei das sechste Duo aus Zbigniew Warpechowski und Volker Hamann
sich an dem Projekt mit einer Performance beteiligt. Schon dieser
Umstand weist auf die große Spannweite der Ausstellung hin.
Fotografisches steht da neben Gemaltem, Papier- und Objektkunst ist
zu sehen, und ein Perpetuum Mobile der besonderen Art zieht die Aufmerksamkeit
auf sich. Als Beleg für Kontinuität im Kulturleben lobte
Museumsreferent und Villa-Chef Wolfgang Vomm die Aktion der zwölf
Künstler. Erfreut konnte er zudem feststellen, dass Künstler,
die sonst als Individualisten gerne auf Distanz gehen, gleichberechtigt
zusammen arbeiten. Eigentlich sei er ja kein Freund von Gemeinschaftsausstellungen,
gestand Vomm weiter.
Eifersüchteleien unter den Künstlern, die sich schließlich
auch als Konkurrenten sähen, würden oft auf die Stimmung
drücken. Das habe er in der Vorbereitung dieser Ausstellung jedoch
nicht festgestellt. Voll des Lobes führte Vomm weiter aus, dass
Europa nur auf diese Weise funktionieren könne: von unten nach
oben. Die Glückwünsche des Galerieleiters nahm Kreiskulturreferentin
Susanne Bonenkamp, in deren Händen die Organisation des Forums
liegt, gerne entgegen. Immerhin war eins ihrer Ziele von Anfang an,
dass sich "mittelfristig auch Dinge nach Polen bewegen".
Das im Zwei-Jahres-Rhythmus stattfindende Forum sah sie in diesem
Zusammenhang als Plattform. Hier könnten sich die Künstler
"beschnuppern" und erste Kontakte knüpfen. Inzwischen
habe sich eine Wurzel entwickelt, "die man nie wieder los wird"
freute sich Bonenkamp. Die Fühler reichten weit über den
Rheinisch-Bergischen Kreis hinaus. Sogar Kontakte nach Frankreich
seien aus der Zusammenarbeit entstanden, war zu hören. Als "große
Herausforderung" auch für den Arbeitskreis der Künstler
(AdK) bezeichnete indes Doro Corts die Zusammenarbeit. Der langjährigen
Vorsitzenden des Künstlerverbundes war ebenfalls die nicht-hierarchische
Struktur der Arbeit wichtig. Wohl erstmals in der Geschichte des AdK
sei zudem für eine Ausstellung auch ein Katalog erstellt worden,
berichtete sie. Er soll Freitag, 15. September, um 20 Uhr vorliegen,
wenn die fünf Räume für die Öffentlichkeit zugänglich
gemacht werden. Die Performance "Die üblichen Gesten"
ist für Freitag, 29. September, 20 Uhr vorgesehen.
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