|  |  von Karin M. Erdtmann
 Bergisch Gladbach - Maria Nurowska macht nicht viele Worte. "Man 
              wird Schriftsteller, um zu leiden, legt sie einer ihrer Heldinnen 
              in den Mund. Das duldet erstmal keinen Widerspruch. Zumal "die 
              Nurowska, wie sie als eine der bekanntesten Gegenwartsautorinnen 
              Polens respektvoll genannt wird, nicht nur für sich leidet. 
              In ihren Romanen und Erzählungen spiegeln sich die Schicksale 
              ganzer Generationen.
 
 Zum "Forum Ost & West hatten Kreis-Kulturreferentin 
              Susanne Bonenkamp und Stadtbücherei-Leiterin Monika Lenz-Reichwein 
              eine Perle polnischer Literatur an Land und in die Villa Zanders 
              gezogen, in der gut 1000 Zuhörer eine beeindruckend große 
              Kulisse schufen.
 
 Den Vorwurf, dass sie sich permanent am Rande der Trivialität 
              bewegt, lässt Maria Nurowska gelassen gelten, schließlich 
              geht es um große Gefühle mindestens ebenso großer 
              Frauen. Da sei Schreiben eben ein gefährlicher Balanceakt an 
              der Grenze zum Kitsch, aber: "Keine erfundene Geschichte verläuft 
              so unerwartet kitschig wie das richtige Leben. Und in dem, 
              gibt sie zu, sei auch sie (je zu einem Viertel Französin, Polin, 
              Weißrussin und Jüdin) permanent auf der Suche nach ihrer 
              eigenen Identität.
 Rein autobiografisch sind ihre Geschichten dennoch nicht. Zufällige 
              Begegnungen konfrontieren sie mit Schicksalen, die dann in ihr reifen 
              und oft erst nach Jahren in Geschichten umgesetzt werden. Dann muss 
              das raus, "was schwierig ist, was drückt und stört. 
              "Tango für drei lautet der Titel der jüngsten 
              Übersetzung, die gerade im Scherz Verlag erschienen ist. Bei 
              der Lesung gab es eine Passage daraus zu hören- im Originaltext 
              von der Autorin sowie spannend in Deutsch gelesen von Gisela Claudius.
 
 Im Mittelpunkt steht die Geschichte einer jungen Schauspielerin, 
              die nach einem Unfall auf der Intensivstation liegt und dort die 
              schwerste Rolle ihres Lebens spielt. Moderator Jan Ochalski suchte 
              zwischendurch immer wieder das Gespräch mit Maria Nurowska, 
              Übersetzerin Joanna König sorgte dafür, dass auch 
              der Kontakt mit den Zuhörern zu Stande kam. Und die erfuhren 
              unter anderem, dass die Männer im Kommunismus einfach schwach 
              waren, dass die Autorin oft Probleme hatte, das für erotische 
              Passagen nötige Vokabular in ihrer Heimatsprache zu finden 
              und dass eine Menschenmenge für Maria Nurowska immer unmenschlich 
              ist.
 
 Diese Erfahrung macht auch ein junges deutsches Mädchen, das 
              in einer der Geschichten in Polen an den Pranger gestellt wird und 
              am Ende mit seiner Würde auch allen Stolz verliert: "sie, 
              meine Heldin - und damit ein bisschen auch ich.
 
 Samstag, 9.September, liest Maria Nurowska noch einmal im Bergischen: 
              um 19:30 Uhr im Walburga-Haus in Overath.
 
 
 
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