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von Gabi Becker-Mühlenbrock

gbm Bergisch Gladbach. "Ich habe das Auto gesehen, aber trotzdem den Fuß nicht vom Gas genommen. Weshalb nur? Ich habe doch nicht an Selbstmord gedacht. Vielleicht hatte ich mich so in meine Rolle eingefühlt, dass ich zum Ende, bis zu meinem eigenen Tod spielen wollte.”

Alexandra ist eine leidenschaftliche Schauspielerin, ihre Welt ist die Bühne. Die Autorin läßt sie in Rückblicken erzählen, während sie nach einem Unfall auf der Intensivstation liegt. Wie Puzzlesteine ergeben die Erinnerungsszenen ein Bild.
"Polen erlesen” - unter dem Motto reist Maria Nurowska durch unsere Bundesländer, um aus ihrem neuen Werk "Tango für drei” vorzulesen.
Ihr erster Termin ihrer Lesereise war der Eröffnungsabend des fünften Forum Ost & West in der Villa Zanders.

Der Höhepunkt des Romans sind die Vorbereitungen zu einer Aufführung eines Stückes von Bulgakow über Molière. Während der Proben zum Theaterstück, wo sich die Ich-Erzählerin Alexandra, ihr Mann und dessen Exfrau auf der Bühne gegenüber stehen, entwickelt sich ein Drama ganz eigener Art. Was als Spiel beginnt, verwandelt sich in ein Spiel auf Leben und Tod. Mit großer psychologischer Raffinesse erzählt die polnische Schriftstellerin die Geschichte zweier Frauen, die nicht nur die Liebe zu demselben Mann verbindet. "Tango für drei " ist Theater im Theater.

Nurowskas Heldinnen sind außerordentliche Frauen, große Liebende, mit denen ihre Partner oft nicht Schritt halten können. Ihre Protagonistinnen stehen für das Schicksal polnischer Frauen, die seit 150 Jahren unter der Last der nationalen Sache stehen. Diese emotionalen Romane sind auch Spiegel der Gesellschaft.

Die faszinierende Biografie der Autorin ist zweifellos auch in die Bücher mit eingeflossen. Nurowska, geboren 1944, lebt als freie Schrifstellerin in Warschau. Sie studierte polnische Philologie. Der Durchbruch als Schriftstellerin erfolgte mit ihrem zweiten Roman "Jenseits ist der Tod”, in dem sie ihre schwierige Kindheit verarbeitete. Neben Romanen verfaßt sie Theaterstücke, Hörspiele und Drehbücher für Filme und Fernsehserien.

Warum ist sie Schriftstellerin geworden? "Es war die Suche nach meiner eigenen Identität. Sehr lange wußte ich nicht, wer ich war. Zu einem Viertel bin ich Französin, zu einem Viertel Polin, dann noch Weißrussin und eventuell noch Jüdin - das ist ein Geheimnis der Familie”, erklärt Nurowska.

Und woher kommt der Schreibstoff? Der Inhalt beruht immer auf Tatsachen. Ich beschreibe ein menschliches Schicksal. Aber niemals ist es eine ganze Biografie, immer Mosaiksteinchen mehrerer Lebensgeschichten. So kam sie auch auf die Idee von "Tango für drei”. Es gab ein Gerücht, dass ein polnischer Regisseur seine Ehefrau verlassen hatte und zu seiner Geliebten zog. Maria Nurowska traf die verlassene Frau in einer Kirche.

Nächste Station ihrer Lesereise: 9. September um 19:30 im Walburga-Haus in Overath.




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