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von Gisbert Franken
gf Bergisch Gladbach. Wer um alles in der Welt war Richeza?
Auch geschichtsbeflissenen Menschen fällt zunächst mal nicht
viel ein zu dieser polnischen Königin aus dem rheinsichen Pfalzgrafengeschlecht
der Ezzonen. Da wurde offenbar eine Tochter aus einem Geschlecht des
lothringischen Hochadels um 1013 aus Gründen der Staatsraison
ins unwegsame Osteuropa verheiratet, wo gerade der Polanen-Herzog
Boleslaw Chorbry für sich und seine Piastenfamilie ein neues
Reich aus Sümpfen und Wäldern stampfte. Graueste Vorzeit!
Was hat das mit dem modernen Verständnis deutsch-polnischer Partnerschaft
zu tun?
Schicksalsgemeinschaft von Deutschen und Polen
Eine Antwort darauf gab am Sonntagmorgen die Matinee, mit der der
Rheinisch-Bergische Kreis das V. Forum Ost-West eröffnete, das
Kulturfestival, das 1992 die Nachfolge der Bergisch-Schlesischen Musiktage
angetreten hat. Es steht im Millenniumjahr 2000 ganz im Zeichen einer
1000-jährigen deutsch-polnischen Schicksalsgemeinschaft.
Die historische Wahrnehmung des oft schwierigen Verhältnisses
der beiden Nachbarn wird gemeinhin von Ereignissen der jüngsten
Geschichte bestimmt. Insbesondere der 1. September 1939, Datum von
Hitlers Einmarsch in Polen, der sich jetzt zum 61. Mal jährte,
steht dabei im Vordergrund. Doch es gibt durchaus Daten, die einen
konstruktiveren Ansatz für die Gestaltung der gemeinsamen Zukunft
der beiden Oder-Anrainer bieten, wie Landrat Norbert Mörs in
seiner Einführung hervorhob. Er nannte dabei den 12. März
1000, ein Tag, dessen 1000-jährige Wiederkunft in Polen in diesem
Jahr mit großer Bewegung gefeiert wurde, doch in Deutschland
kaum ins Bewusstsein drang.
Es war der Tag, an dem Kaiser Otto III. in Gnesen am Grabe seines
von heidnischen Pruzzen erschlagen Mentors Adalbert mit dem Polanen-Herzog
Boleslaw zusammentraf, ihm die Krone aufs Haupt drückte und Polen
damit als neues "Regnum anerkannte und in die europäische
Staatenwelt aufnahm. Die Alternative wäre die Hinwendung der
Westslawen zur Orthodoxie und an Konstantinopel gewesen. Und zur Besiegelung
dieses Bündnisses im Zeichen Roms vereinbarte Otto die Hochzeit
seiner damals etwa fünfjährigen Nichte Richeza mit dem späteren
polnischen Thronfolger Mieszko. 1013 wurde diese Hochzeit vollzogen,
von modernen Historikern als Akt einer mittlealterlichen Entspannungspolitik
gewertet. Diesm Aspekt und seinen Folgen in Form eines breiten rheinischen
Kultureinflusses im jungen Polen ist eine Ausstellung im Kreishaus
gewidmet, konzipiert vom Verein für Geschichte und Heimatkunde
Pulheim und seinem Vorstizenden Peter Schreiner. Zum Beritt dieses
Vereins gehört das ezzonische Hauskloster Brauweiler, das insbesondere
von Richeza große Zuwendungen erhielt und ausgebaut wurde. Dabei
erwies sich die polnische Königswitwe, die ab 1034 wieder im
Rheinland und auf ihren thüringischen Gütern lebte, als
gewiefte Politikerin und Geschäftsfrau, die den hartgesottenen
Feudalherren ihrer Zeit ebenbürtig Kontra zu bieten wusste. Schreiner
wusste in seinem Vortrag eine große Frauengestalt des frühen
Hochmittelalters, aus den dürren Worten der Urkunden zum Leben
zu erwecken.
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