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Von Gunhild Tillmanns.


Die Jugend von heute hört doch nur Boy- und Girl- Groups, was kann die mit dem alten Chopin anfangen? Mit diesem Vorurteil räumte die Realschule auf. Chopins Romantik erfasst die Kids jetzt „mit voller Breitseite“.
Wermelskirchen. „Was hat Frédéric Chopin am meisten geliebt in der Musik?“, fragt Heidi Ehrhardt-Nocken die 14- bis 16-jährigen Realschüler. „Die Sängerinnen!“, strahlt der 14-jährige Frédéric. Die Musikwissenschaftlern will zwar eigentlich eine andere Antwort hören: Préludes, Mazurkas, Polonaisen, Nocturnes. Aber sie freut sich: Der 14-jährige Namens-vetter von Chopin ist voller Begeisterung bei der Sache, auch ihm scheint die Macht der Gefühle nicht fremd zu sein. Die Romantik hat den Musik-Kursus der Jahrgangsstufe acht, die Kids von heute „mit voller Breitseite“ erfasst.
Als erste Schule im Rheinisch-Bergischen Kreis ist die Realschule von „Frédéric Chopin“ alias Konzertpianist Thomas Palm und Musikwissenschaftlerin Heidi Ehrhardt-Nocken besucht worden. Sie haben in den Musikkursen von Hans-Peter Faust und Konny Schmitz in Wort und Ton Doppelstunden zu Leben und Werk des berühmten Komponisten der Romantik gehalten. Und die Jugend von heute, die sonst nur die Musik von Boy- und Girl - Groups hört, ist begeistert, lauscht mucksmäuschenstill dem virtuosen Spiel des Konzertpianisten.
Seelenbalsam und Dramatik
Angeboten wird solch lebendiger Musikunterricht jetzt im Rahmen des Ost-West-Forums des Rheinisch-Bergischen Kreises. Nach dem Start in der Realschule Wermelskirchen können nun auch andere Schulen um die „Gunst von Monsieur Chopin buhlen“. „Wenn ich nur nicht wieder so früh aufstehen muss“, scherzt der Pianist, der zweimal um 5.45 Uhr von zu Hause aufbrechen musste, um pünktlich in der Realschule „aufzuspielen“.
Und während gestern der Musikkurs von Konny Schmitz schon nacharbeitet: „Hört mal, da drüben spielen die Chopins Regentropfen - Prélude vom Band“, macht Heidi Ehrhardt-Nocken die Schüler aufmerksam. Da hört es der Kursus von Hans-Peter Faust jetzt erst einmal live.
Thomas Palm, gekleidet wie dereinst Chopin, die wallende, lockige Mähne bringt er selbst mit dazu, stimmt das Prélude an - und die Klasse lauscht. Die tiefe Emotionalität, die Dramatik, das Pathos, aber auch der Seelenbalsam der wunderschönen, romantischen Klaviermusik hüllen die Jugendlichen ein. Die sind aber auch von der spannenden Lebensgeschichte Chopins fasziniert, der mit nur 39 Jahren an der Schwindsucht starb und damals ein Matador des Musikbetriebs war wie es heute die Rock- und Popstars sind.
Musiker müsste man sein
Und nicht nur der „kleine“ Frédéric interessiert sich für die Liebesgeschichten des „großen Frédéric“, die Heidi Ehrhardt-Nocken so packend zu erzählen weiß. Die verliebten Sängerinnen, die Chopin sogar noch am Totenbett Arien vorsangen, haben es da dem jungen Namensvetter offensichtlich am meisten angetan. „Musiker müsste man sein“: Vielleicht gibt „der Besuch von Herrn Chopin in der Schule“ bei dem ein oder anderen Jugendlichen jetzt die Initialzündung.

Bergische Morgenpost, 13.06.2002



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