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"Die Zimtläden" von Bruno Schulz als Beispiel jiddischer Literatur

Von Evalena Penner

Hermesdorf. Auf der Suche nach den begehrten Zimtläden der Stadt, die erst nachts zum Leben erwachen, verirrt sich der Erzähler in geheimnisvollen Wäldern, Städten und Gassen, ergründet unbekannte Teile von Gebäuden, entfernt sich aber immer mehr von seinem eigentlichen Ziel. Um zur "Sohle der Dinge", den grundlegenden Ideen und den "Reserven der Seele" zu gelangen, muss die Oberfläche durchdrungen werden, die sich wie ein Spinnennetz über das Wesentliche legt.
Wie die Texte des jüdischen Literaten muten auch seine Bilder surrealistisch an. Vergleiche mit Franz Kafka drängen sich auf. Im Rahmen des Forums Ost-West hatte der Städtepartnerschaftsverein Waldbröl gemeinsam mit der Gruppe "Lieber Lesen" und dem Kulturtreff zu einer erneuten Präsentation polnischer Literatur ins Salutaris-Haus Hermesdorf eingeladen. Unter dem Motto "Die Wirklichkeit ist Schatten des Wortes" wurden Leben und Werk von Bruno Schulz vorgestellt, einem der bedeutendsten polnischen Schriftsteller und Maler des 20. Jahrhunderts.
"Wir möchten zu einer Erweiterung des Kulturaustausches mit Polen beitragen," erklärte Roswitha Köhlert, Initiatorin der Veranstaltung. Über den Kontakt zum Forum des Rheinisch-Bergischen Kreises war die Idee zur Lesung entstanden. Farbe und Dynamik des in den 30er Jahren bekannt gewordenen Werks "Die Zimtläden", auszugsweise von Bernt Hahn vorgetragen, fesselten die Zuhörer. In dem autobiographischen Roman, der vorwiegend von Schulzes Beziehung zu seinem Vater Jakub und dem versuchten Ausbruch in seine eigene Freiheit handelt, steht die Doppelbödigkeit der Sprache im Vordergrund.
Trotz seines bedeutenden Schaffens sind die Werke von Bruno Schulz heute weitgehend "verloren, verschollen, vergessen". Nachdem Schulz im November 1942 von einem SS-Mann erschossen wurde, blieben nur Fragmente seines Wirkens erhalten. Diese jedoch, betonte Bürgermeister Christoph Waffenschmidt, geben Zeugnis davon, was die europäische Kultur mit dem Auslöschen der jiddischen Welt verloren hat.

Bergische Landeszeitung, 26.09.2002




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