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Forum Ost West machte Station in Burscheid
Von Almuth Masche
Für die zweite Veranstaltung des Forums Ost & West in Burscheid, war ein schöner Raum gefunden worden: Die Kulturscheune in Dierath. Und die Zuhörer erlebten ein interessantes Programm, meisterhaft dargeboten von Thomas Palm, Klavier, und Joanna Sachryn, Violoncello. Beide sind bekannte Musiker und unterrichten an Hochschulen im In- und Ausland.
Das Konzert begann mit Chopins Scherzo b-Moll op.31. In diesem intimen Rahmen und aus solcher Nähe miterlebt, wurde das Klavierstück zu einem neuen Hörerlebnis, zumal Thomas Palm das Stück erfreulich unpathetisch spielte und die Rolle der linken Hand deutlicher als üblich herausarbeitete. Der temperamentvollen Darbietung fiel unversehens der Klavierhocker zum Opfer. Es sprach für Palms Geistesgegenwart, dass er bei etwas verlagertem Schwerpunkt unbeirrt in seinem Vortrag fortfuhr. Warmer Klang des Cellos , das etwas sentimentale Nokturn fis-Moll für Violoncello und Klavier von Ludomir Rozycki (1884- 1953) schloss sich an und die Zuhörer erlebten nun den warmen Klang des Cellos und das perfekte Zusammenspiel der beiden Musiker. Wahrhaftig "misterioso" der erste Satz der dreisätzigen Sonate op.62 von Krzysztof Meyer (geb. 1943): Eine geheimnisvolle Zwiesprache in einer unirdischen Sphäre. Im zweiten Satz faszinierten die abwechslungsreichen Klänge des Cellos. Der dritte Satz atmet dunkel-tragische Leidenschaft. Zum Schluss wird das Anfangsthema wieder aufgegriffen. In Krzysztof Pendereckis "Per Slava" für Violoncello zeigte Joanna Sachryn wieder die Vielseitigkeit ihres Instrumentes. Dann kamen die beiden Uraufführungen: Bemerkenswerterweise waren es zwei Koreanerinnen, deren Kompositionen die Jury des Wettbewerbes (der übrigens Krzysztof Meyer angehört; er gilt als bedeutendster Komponist des heutigen Polens) so überzeugt hatten, dass sie ihnen die ersten beiden Preise zuerkannten. Zur Ausbildung nach Deutschland Eunshin Jung erhielt den ersten und Heera Kim den zweiten Preis. Beide sind vor wenigen Jahren nach Deutschland gekommen, um hier ihre musikalische Ausbildung fortzusetzen. Die Teilnehmer sollten jeweils ein Stück für Klavier einreichen von acht bis zwölf Minuten Länge. Heera Kim bewarb sich originellerweise mit der Komposition "Fünf kleine Klavierstücke", die insgesamt die geforderte Länge haben. Es sind ausdrucksstarke, in der Stimmung stark wechselnde Miniaturen. Das "Pezzo sonore" von Eunshin Jung wurde seinem Namen gerecht und zeigte das genaue und liebevolle Erkunden der Klangfacetten des Klaviers. Ganz bewusst wurde das Nachklingen einzelner Töne durch "Ausstreichen" der Taste oder durch das Pedal zur Klanggestaltung eingesetzt. Beide Komponistinnen hatten Tempi und Dynamik genau vorgeschrieben, wie der Pianist erzählte. Es habe dann für ihn gegolten, während der Erarbeitung diese Vorgaben so zu verinnerlichen, dass die Musikstücke im Vortrag ihre Lebendigkeit und Spontaneität wiedergewannen. Als Abschluss wurde die viersätzige Sonate g-Moll op.65 für Violoncello und Klavier von Fryderyk Chopin vorgetragen. Die Zuhörer wurden nach langem Beifall noch mit zwei Zugaben beschenkt: Mit der "Aria" von Kazimierz Wilkomierski und einem kurzen Stück von Krzysztof Meyer über eine Filmmusik von Schostakowitsch.
Bergische Morgenpost, 24.09.2002
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