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Polnischer Pianist und fünf Streicher musizierten im Schloss Morsbroich
ALKENRATH. Nun hat das Forum Ost-West, die deutsch-polnische Kulturpartnerschafts-Aktion aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis, auch die Nachbarstadt Leverkusen angesteckt. Und so hatte das Kulturamt zur ersten "Import"-Veranstaltung unter diesem Signet nun nach Schloss Morsbroich eingeladen, und viele Musikfreunde waren gekommen. Ungewöhnliche Einblicke. Nun ist der Umgang mit Chopin, den der polnische Pianist Karol Radziwonowicz zusammen mit den "Solisti di Varsavia" an den Tag legt, auch ein besonderer: Der Pianist und die fünf Streicher (es waren Tomasz Radziwonowicz und Anna Staniak: Violinen; Marek Iwanski: Viola; Grazyna Tatarska: Violoncello und Pawel Panta: Kontrabass) bearbeiten Chopin für Ihre Besetzung. Das führt zu recht ungewöhnlichen Einblicken. Die sehr bekannten Walzer a-moll, die Préludes e-moll und h-moll wirkten zunächst wie eine Filmmusik für einen sehr, sehr melancholischen Film in düsterer Herbstlandschaft, aber bei näherem Hinhören gewannen Mittelstimmen-Linien, die oft überspielt oder überhört werden, an Kontur und erhellten den Aufbau.
Die Etüde cis-moll erklang in d-moll in einer älteren Bearbeitung, die Mili Balakirev für das Streichquartett vorgenommen hatte: Viel Arbeit für das Cello war hier angesagt. Zur Grande Fantasie op. 13 trat das Klavier hinzu.
Auch beim Andante Spianato und Grande Polonaise brillante sowie beim f-moll Konzert vertraten die fünf Streicher das komplette Orchester. Das wirkte überraschend klangvoll, bisweilen fehlten halt die Bläser. Doch der Klavierpart erklang ungeschmälert. Radziwonowicz spielte das Andante Spianato wirklich schlicht - mehr heißt das nicht - und auch die anderen Sätze erklangen ebenso brillant wie stimmungsvoll: Es ging erstaunlich wenig verloren.
Die einzigen Misstöne kamen an diesem Abend vom ächzenden Klavierschemel - alles Übrige wurde vom Publikum im voll besetzten Saal zu Recht heftig beklatscht.(dmw)
Kölnische Rundschau vom 09.10.2002
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