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Bildertausch über die Grenze
Deutsch-polnisches Projekt "Paszport": Ein vielfältiger Stilmix
Von Markus Fischer
Bergisch Gladbach. "Paszport" ist der Teil einer Ausstellung, die der "Arbeitskreis der Künstler" (ADK) zurzeit im Rahmen des Forums Ost-West im Kulturhaus Zanders präsentiert.
Der Ausstellung ging ein ungewöhnliches Projekt voran, dessen Sinn und Zweck es sein sollte, das über die Jahre hinweg entstandene Netzwerk an Beziehungen zu Künstlern aus Polen aufzuzeigen. Die mehr als 80 beteiligten Künstler wurden in Paare aufgeteilt und dazu aufgefordert, ihrem Gegenüber ein Passfoto von sich zu schicken. Die künstlerische Herausforderung bestand im Folgenden darin, dieses Foto in ein Kunstwerk einzubinden.
Das Resultat ist eine beeindruckende Vielfalt der Stile und Ausdrucksmöglichkeiten. "Entstanden ist jedoch weder rein polnische Kunst, noch rein deutsche Kunst", erklärt Rolf Hinterecker vom ADK, "sondern vor allem internationale Kunst". Und in der Tat ist die nationale Herkunft der Werke nicht zu erkennen. "Es sind alle wichtigen Formen zeitgenössischer Kunst vertreten", versicherte Hinterecker, der das Projekt gemeinsam mit Michael Wittassek organisierte und betreute.
Die individuelle Herangehensweise ist in jedem Fall interessant. So ist das Foto von Wolfgang Lüttgen im Tuscheportrait von Ewa Wròbel gar nicht mehr enthalten. Merkwürdigerweise hat auch Lüttgen Wròbels Foto bis auf das Äußerste reduziert und zeigt in einer Serie lediglich "Pearls of Ewa" (Perlen von Ewa), kleine kreisförmige Ausschnitte, die das ursprüngliche Foto nur mehr erahnen lassen.
Nicht nur eine Herausforderung an die Betrachtungsgewohnheiten der Ausstellungsbesucher, sondern zudem ein Spiel mit dem Bedürfnis des Menschen, alles in seiner Gesamtheit sehen zu wollen. Ständig ist das Gefühl da, die Perlen zu einem Bild zusammenfügen zu müssen.
Ähnlich ist die Arbeit von Wojciech Stefaniak. In einem ersten Schritt hat der polnische Künstler das Foto von Manfred Rademacher vergrößert, um es anschließend in kleine Teile zu zerlegen und auf unzählige Postkarten verteilt an den ADK zu schicken. Tatsächlich sind alle Karten unversehrt angekommen.
"Die Kongruenz der Ideen ist schon sehr auffällig", betont Hinterecker. "Leute die sich teilweise gar nicht kennen und viele Kilometer voneinander entfernt wohnen, entwickeln Ideen, die sich derart ähneln."
Bei anderen Paaren ist es dann aber gerade der augenscheinliche Kontrast der Stile, der Interesse weckt. So vervielfältigte Andrzey Ciesielski das Foto von Wiebke Stock gleich 35 mal und ordnete die Bilder im Rechteck an.
Wiebke Stock hingegen hat das Passfoto von Andrzey Ciesielski ganz aus ihrem Werk verbannt. Sie zeigt lediglich einen Mann im schwarzen Anzug, der in einer wüsten Wachsmallandschaft versucht, rittlings auf einem Hausdach sitzend die Balance zu halten.
Bergische Landeszeitung, 07.10.2002
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