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Verwittert und vergittert Jan Bujnowski hat Gartenhäuser fotografiert - Werke in der Villa Laubenpieper-Idylle mit Stroh und Stahlschrank: Jan Bujnowski zeigt in der Villa Zanders Abbilder von Territorien
von Karin M. Erdtmann
Bergisch Gladbach - Es sind durchweg eigenwillige Konstruktionen, aus dem Mangel entstanden und doch liebevoll zusammengebaut, wilde Oasen am Stadtrand, verwittert und vergittert: In und um Krakau hat der polnische Fotograf nach Schrebergartenhäuschen Ausschau gehalten und im Laufe von zehn Jahren eine stattliche Anzahl von ihnen in Schwarzweiß dokumentiert. Zum Forum Ost & West sind mehr als 200 seiner Arbeiten in der Städtischen Galerie Villa Zanders zu sehen. Sie zeigen windschiefe Baracken, skurrile Behausungen mit Veranda und Sperrmüll-Charme und zuweilen gar futuristische Formen auf dem Lande. Auch ausrangierte Eisenbahnwaggons oder alte Stahlschränke dienen den Laubenpiepern als Unterkunft auf Zeit. Viele Häuschen sind Ausdruck von Persönlichkeit und Phantasie ihrer Erbauer, die teilweise zu extravaganten architektonischen Lösungen kamen. Allerdings ist die Kamera für Bujnowski kein Mittel zum Voyeurismus. Türen und Fenster bleiben geschlossen, Gardinen zugezogen, der Blick ins Innere der kleinen Welten versperrt. Darüber hinaus hat er sein Augenmerk nicht nur auf die Schrebergartenbehausungen, die für ihn die Idee des Territoriums symbolisieren, gerichtet. Ausgiebig widmet sich Jan Bujnowski auch der Land-Art, lichtet verpackte Bäume und geometrische Konstruktionen in den Sträuchern ab oder arrangiert Strandgut wie Knochenreste und Wurzelbürste zur Kunstcollage im Sand. Besonderen Stellenwert hat in seinen Schwarzweiß-Konstruktionen der Winter. Zaunstrukturen im Schnee machen die Abzüge zu reizvollen Notenblättern natürlicher Symphonien, geometrische Aufbauten in freier Landschaft animieren zum ausgiebigen Spiel mit Licht und Schatten. Bei seinen Streifzügen mit Vierbeiner Platon entdeckte Bujnowski auch den künstlerischen Wert des Zivilisationsmülls. Ins rechte Licht gerückt, haben ausrangierte Sprungfeder-Roste ebenso ihren Reiz wie zerschnittener Stacheldraht im Schnee, eine weggeworfene Resterolle Maschendrahtzaun oder verrostete Eisenstäbe neben windschiefer Fassade. Ab und zu greift der Fotograf aber auch massiv in die Natur ein, packt Bäume und Sträucher oder Weidengänge in Zeitungspapier oder verbindet akribisch einzelne Äste mit kleinen Holzstäben. In seinen menschenleeren Landschaften hat das Individuum stets Spuren hinterlassen. Das einzige Lebewesen in seinen Aufnahmen hat vier Beine - und ist eine gerasterte Erinnerung an seinen Hund Platon.
Kölner Stadt-Anzeiger 02.10.02
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